Mittwoch, 14. Dezember 2011

Yes means Yes

Auf der Mädchenmannschaft läuft gerade eine Diskussion über das Yes means Yes- Konzept

“Ich habe das durchaus auch schon des Öfteren erlebt, dass mal zwischendurch gefragt wurde, ob das denn jetzt alles ok so ist und auch wenns mich überrascht hat (weil ich dachte, mich eigentlich recht eindeutig diesbezüglich verhalten zu haben)”

Das habe ich auch schonmal erlebt. Einerseits fand ich es positiv und rücksichtsvoll, andererseits hat es mich bezüglich meines eigenen Verhaltens verunsichert (wirke ich etwa so als wolle ich es nicht?!) und somit meine Stimmung wesentlich gedämpft. Es kann sehr frustrierend sein ein "ist alles in Ordnung?" zu hören wenn man gerade voll dabei ist.

Durch die umfassende Beachtung von “Yes means Yes” könnten sicher einige Vergewaltigungen verhindert werden. Bei Fehlen eines expliziten verbalen “Ja” eine Vergewaltigung zu vermuten halte ich aber für kreuzfalsch. Ausserhalb meines Nebenjobs als Sexarbeiterin (wo der Konsens praktisch immer explizit ist und auch sein muss) habe ich nur selten beim ersten mal verbal meinen Konsens vermittelt. Ich bin gerne aktiv, deshalb gibt es einen ziemlich eindeutigen nonverbalen Konsens. Aber ich weiss, dass viele Frauen dies nicht sind und es bevorzugen ihren Partner machen zu lassen, es geniessen passiv zu empfangen statt selbst auch etwas beizutragen.

Da ist es schon viel schwieriger. Es besteht natürlich ein grosser Unterschied, ob man aus heiterem Himmel “überfallen” wird und deshalb so unter Schock ist dass man kein Nein äussern kann, oder ob in einem Zusammenhang, in dem es oft zu Sex kommt, bei “normalem” Tempo des Fortschreitens der sexuellen Handlung aus irgendwelchen nicht ersichtlichen Gründen blockiert ist, Nein zu sagen.

Meines Erachtens muss man darauf abstellen ob für eine durchschnittlich emotional intelligente Person erkennbar ist, dass ein Nein gar nicht geäussert werden kann bzw. eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür besteht. Im ersten Beispiel und unter starkem Alkohol- und Drogeneinfluss ist dies eindeutig, im zweiten aber keineswegs. YMY beinhaltet diesen Gedanken, geht aber so wie ich es verstanden habe wesentlich weiter. Dem initiierenden Partner wird die Verantwortung zur Einholung des Einverständnisses auch dort auferlegt, wo kein Anlass dazu besteht anzunehmen, der Gegenpart sei unfähig ein Nein zu äussern.

Das “Yes means Yes”-Konzept kann nur ein Appell an zwischenmenschlich klarere Kommunikation sein, nicht aber eine Abgrenzung zwischen Sex und Vergewaltigung.

Samstag, 15. Oktober 2011

US-Prostitutionspolitik und philippinische Migrantinnen in Japan


Auszug des neuen Buches von Rhacel Parrenas, Soziologieprofessorin mit Erfahrung als migrantische Sexarbeiterin. Ein weiteres Beispiel für die negativen Auswirkungen, welche die Prostitutionspolitik der USA auf Sexarbeiterinnen Weltweit hat.

"...Yet the U.S. State Department cites the “dohan” (Anm: Compensated date of hostesses with their customers outside of the club) as an indication that Filipina hostesses are sexually trafficked in Japan. Such false assumptions led to a U.S. policy that prompted Japan, in 2006, to reduce the number of visas for Filipina hostesses by 90 percent. Anti-trafficking and anti-prostitution crusaders counted this a triumph. But no trafficking and very little prostitution was stopped, and 81,000 Filipinas lost their livelihoods.

Unsubstantiated claims of the forced prostitution of Filipina hostesses are morally charged, and divert attention from the need for regulation and protection of sex workers.

For Filipina hostesses, the goal should be job improvement, not job elimination. What’s needed are laws to prevent abusive behavior by middleman brokers. Club owners should be required to pay hostesses directly, rather than brokers. And labor standards should be enacted to ensure that the hostesses have regular days off and an eight-hour-per-evening work limit.

Hostesses don’t need to be rescued. They need the empowerment that comes from being independent labor migrants. Only then can they remain gainfully employed, free of migrant brokers, and have full control of their own lives..."

Freitag, 14. Oktober 2011

Prostitution und Missbrauch

In Diskussionen über Sexarbeit kommt von Gegnern oft das "Argument", das alle Prostituierte in ihrer Kindheit missbraucht worden seien. Als angeblicher Beweis werden Studien herangezogen, welche von Prostituionsgegnern wie Melissa Farley unter wissenschaftlich-ethisch höchst fraglichen Bedingungen durchgeführt wurden, wo Objektivität schon in den Fragestellungen verunmöglicht wird. Hinzu kommt, dass es keine Vergleichsgruppe in der Gesamtbevölkerung gibt(ein Grundlegendes Konzept wissenschaftlichen Arbeitens ist das "peer group reviewing"). Dies liegt unter anderem wohl daran, dass andere Berufsgruppen nicht den gleichen Vorurteilen unterliegen.

Wenn man gewissen Statistiken glaubt (deren Richtigkeit ich hier jetzt nicht diskutieren werde, da ich die Quelle dieser oftmals genannten Zahlen nicht kenne)vwird jede 3. bis 4. Frau in der Kindheit sexuell Missbraucht. Das ist schonmal eine sehr hohe Zahl, bei der es keineswegs verwunderlich wäre, dass sich auch unter Prostituierten viele Missbrauchsüberlebende befinden. Doch was ist mit der Anzahl der Missbrauchsopfer bei Serviceangestellten, Goldschmiedinnen, Hausfrauen? Diese dürfte ebenfalls sehr hoch sein...

Näher betrachtet wird schleierhaft, was überhaupt der Zweck der Aussage über Missbrauch sein soll. Selbst wenn tatsächlich überproportional viele Sexarbeiterinnen in der Vergangenheit solche negativen Erfahrungen gehabt hätten, so sagt dies nichts über die Legitimität von Prostitution aus. Einmal könnte es sein, dass Missbrauchsopfer wegen Traumatisierung Konzentrationsschwierigkeiten entwickeln und so schlechtere Schulleistungen erbringen, weshalb sie eher in Berufen tätig sind deren Ausbildungsschwelle tief ist- wozu zweifellos Sexarbeit in seiner Kernleistung gehört. Auch könnte es sein, dass die Tätigkeit als Prostituierte einen Verarbeitungsprozess darstellt. Sexarbeiterinnen setzen Grenzen, lernen umso deutlicher nein zu sagen. Was vom Konsens erfasst wird ist viel klarer als bei "zivilem" Sex, da die eigenen Grenzen im Regelfall vorher besprochen werden. Ich bin zwar keine Psychologin, kann mir aber vorstellen dass dies für einige Missbrauchsüberlebende ein Zurückholen der Selbstbestimmung darstellt. Auch kann man unter den richtigen Bedingungen sehr positive Erlebnisse haben, was die negativen in der Kindheit vielleicht ein Stück weit kompensiert.

Hier ein weiterer Artikel, der die Problematik von solchen Missbrauchsvorwürfen beleuchtet

"Can you imagine how infuriating it is to have strangers regularly make salacious assumptions about your past? To have someone you’ve never met make themselves an expert on your life? If you’re a sex worker, chances are you don’t have to imagine, because you come up against this shiz all the time, and from complete strangers no less. And denying it only makes it worse(...)
Not all sex workers were molested or beaten or criminally mistreated while growing up. Some of them were, just like some doctors and some teachers and some plumbers were. But it doesn’t matter because—here’s a radical thought—whether or not any given sex worker has a tragic past is profoundly none of your business. And your speculation is profoundly unfunny."

Montag, 3. Oktober 2011

Forced and voluntary prostitution

Question posed on Quora, to which I answer here since the access to commenting is restricted:

"Why is it so common to include voluntary prostitution in the category of sex trafficking?"

Some people simply can't imagine that any women would choose to do this. Because what they can't imagine cannot allowed to be, they defame and slander us as mentally ill or victimize us otherwise. Through this, our consent is rendered irrelevant, valued less and our choices can be lumped together with slavery. I don't claim that sex work is all glamorous and nice- the stigmatization which leads to a double-life or discrimination can be hard, and of course not all clients are nice (although the majority is, and with experience the idiots can largely be avoided). But I alone know so many women (myself included) who do this job and really, really like it. I don't claim that all prostitutes are like this- not by far! But even regarding those for whom it's just a way to make money and not a personal preference, consent still matters and has to be respected. In the end, it all boils down to RESPECT or DISRESPECT about the autonomy of women to decide what they can or cannot do with their bodies.

Many people also conflate the issue of generally bad situations for women in certain cultures with sex work in general. People who claim all or most prostitutes are victims often refer to the situation in third-world countries to prove that most prostitutes are exploited- after all, those countries make up the majority of the world population. Here, the bad situation for sex workers is not a problem of prostitution per se, but just a symptom of the poverty, misogyny and other social problems that pierce the majority of said society. These problems also apply to other kinds of work and not seldom to marriage. One may just as well say that most people are exploited.

An example that is currently much-discussed in Switzerland is the exploitation of street prostitutes from the Roma- minority. Roma face various forms of discrimination in their home countries (mainly Hungary): Restricted access to education and jobs lead to poverty, and landlords refuse to hire to them. This leads to resentment among the Roma, which gives rise to the infamous self- fulfilling prophecy and in turn leads to more discrimination. Furthermore, Roma culture has strong patriarchal values, which doubles the discrimination towards Roma- women. The money earned is transferred to the male heads of the family. It's the brothers, husbands and other relatives who are the pimps. Some of these women don't identify as victims, because for them it's normal to be controlled by the males in their surroundings- it's not specifically prostitution-related. If anyone has an plan that can magically fix all causes for exploitation, he or she is a genius deserving of the nobel price - but certainly attacking sex work in general and devaluing the choices of sex workers is not the solution.

Dienstag, 20. September 2011

Sittenwidrigkeit vs. Menschenrechte

Sexarbeiterinnen sollen gemäss der Kommission des Grossrats im Kanton Bern ihren Lohn rechtlich einfordern können.
Zurzeit gilt Prostitution in der Schweiz als Sittenwidrig, weshalb ein ganzer Berufszweig neben der sozialen auch massive rechtliche Diskriminierung erfährt. Die Sittenwidrigkeit wird damit begründet, dass niemand vertraglich zur Leistung von sexuellen Handlungen verpflichtet werden darf. Als Gegenstück dazu kann auch das Honorar nicht eingefordert werden. Da die Sexualität ein so sensibler Bereich ist, finde ich den ersten Teil absolut gerechtfertigt. Prostitution ist ein Beruf, aber keiner wie jeder andere- er braucht spezielle Schutznormen.

Diese sind aber nicht mit Repressionen zu verwechseln!! In Österreich müssen Prostituierte zum Beispiel gemeldet sein. Aufgrund der immer noch existierenden Stigmatisierung und dem faktisch fehlenden Datenschutz in diesem Bereich ist dies sehr problematisch. In der Vergangenheit ist es vorgekommen, dass die Polizei beim "bürgerlichen" Arbeitsplatz von Prostituierten vorbeigekommen sind um sie blosszustellen, wenn diese nicht erniedrigende Zwangsuntersuchungen über sich ergehen lassen wollten. Auch Erpressungen durch Personen, welche an die Meldedaten gekommen sind (Beamte oder Unbeteiligte), haben sich schon vielfach ereignet. Sexarbeiterinnen werden offiziell gebrandmarkt und haben es deshalb wesentlich schwerer einen Berufswechsel durchzuführen, obwohl letzteres ganz im Sinne von Prostitutionsgegnern sein sollte.

Es gibt eine vielzahl von Berufen, welche Sonderregeln brauchen, Sexarbeit ist damit nicht alleine. Wie ich in einem früheren Post geschrieben habe, sollten Prostituierte mit der neuen Regelung nicht zu sexuellen Handlungen verpflichtet werden, sondern das Honorar zurückgeben falls sie ihren Teil aus welchen Gründen auch immer nicht erfüllen können/wollen.

In der Praxis wird diese Regelung unbedeutend sein, da alle Sexarbeiterinnen ausser den unerfahrensten und gutgläubigsten/naivsten das Honorar vorher verlangen. Sie enthält allerdings eine wichtige Stellungnahme, nämlich dass die Rechte von Sexarbeiterinnen respektiert werden sollen wie diejenigen anderer Menschen auch.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Sonntag, 24. Juli 2011

Weltweite negative Auswirkungen der US-Prostitutionspolitik

Ein älterer Artikel der Washington- Post. In Brasilien herrscht eine ziemlich hohe Aids-Rate, doch war sie 2006 nur halb so hoch wie 1990 prognostiziert.

"When we started in the 1980s, our projected AIDS rates were exactly the same as Africa's, but now it's a completely different story," said Mariangela Simao, deputy director of Brazil's national HIV-AIDS program in Brasilia. "I'm convinced it's a result of the way the government has responded. We provide information and resources, and don't enter into moral or religious issues."

Der Brasilianische Ansatz beinhaltet unter anderem die Zusammenarbeit mit Prostituierten. Diese Fortschrittliche Einstellung hat dazu geführt, dass die USA Finanzierungsgelder entzogen hat (siehe Artikel).

Die Konsequenzen in Ländern, welche nicht auf die Hilfsgelder verzichten wollen/können und somit die von der USA gewünschten Massnahmen implementieren, sehen so aus. Ein aktuelles Beispiel sind die andauernden Proteste von Sexarbeiter/innen in Südkorea, wobei einige sich während einer grossen Demo aus Verzweiflung über den Polizeiterror sogar anzünden wollten.



Gegen die vorherrschenden Hurenphobie in der USA versucht SWAAY (Sex Workers, Allies and You) eine kleine Plakatkampagne auf Spendenbasis zu starten (mindestens 7 Dollar pro Person). HIER könnt ihr mitmachen!!

Mittwoch, 13. Juli 2011

Attention Whore

Eine Art von Sexismus, welche mir immer öfters auffällt ist die direkte oder indirekte Betitlung von Frauen als "Attention Whores", sobald sie öffentlich etwas mitteilen wollen. Zum Beispiel bei den Slutwalks, "Ach, die wollen doch nur eine Ausrede um sich schlampig präsentieren zu können", oder bei der Frau, welche sich über eine Anmache im Aufzug um 4 Uhr morgens beschwert, "Die möchte doch nur Aufmerksamkeit haben weil sie wegen ihrer Hässlichkeit sonst keine kriegt und damit angeben, dass sie angemacht wurde". Ich habe noch nie gesehen, dass ein Mann welcher auf ähnliche Weise auf etwas von ihm als Missstand empfundenes hinweist, als Aufmerksamkeitssüchtig verlacht wird. Da gibt es von meiner Seite nichts mehr hinzuzufügen ausser das sowas zum K**** ist.

Dienstag, 12. Juli 2011

Links

Laura Augustin über die Problematik von US-beeinflussten "Rettungsaktionen" in Drittweltländern

Sehr lesenswerte Doktorarbeit über "Legalized Prostitution and sex trafficking: evaluating the influence of anti-prostitution activism on the development on human trafficking policy"

Die "Real Men don't buy Girls"- Kampagne, welche schon auf bei der Mädchenmannschaft zt. kritisch diskutiert wurde, verwandelte sich in eine Mediale Schlammschlacht als der selbsternannte Trafficking-Experte Ashton Kutcher bezüglich seiner fahrlässigen Verbreitung von Fehlinformationen über das Ausmass von Child Trafficking von Village Voice kritisiert wurde. Rachel Rabbit White hat mehrere Sexworkers-Rights-Aktivisten darüber befragt, weshalb korrekte Information wichtig ist und wie ein verkürztes Verständnis des Themas Schaden anrichtet.

Sonntag, 3. Juli 2011

Google sabotiert Menschenrechts-Kampagnen- wenn es um die Rechte von Sexworkern geht.

http://www.timescolonist.com/opinion/Jody+Paterson+Google+tramples+workers+rights/4999164/story.html...ich frage mich, wann mein Blog mit ähnlich fadenscheinigen Argumenten wohl geschlossen wird? Blogger gehört schliesslich auch zu Google...traurig.

Freitag, 24. Juni 2011

Anti-Prostitutions-Kampagne?



Dieses Video sollte anscheinend Prostitutionskunden zum überlegen bringen, wie schrecklich Blowjobs für weibliche Prostituierte sind. In erster Linie werden dieses Messages gesendet:

- Cunnillingus ist eklig
- Vaginas sind eklig
- Frauen, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen sind eklig
-...und überhaupt, alles sexuelle ist eklig und erniedrigend

Ausserdem verkennt das Video, dass Männer oft gerade bezahlen, UM Cunnillingus praktizieren zu dürfen. Und zwar nicht nur bei Frauen, welche jung und hübsch sind.

Dienstag, 21. Juni 2011

Verachtung

In Beiträgen wie diesen wird das wahre Gesicht von zahlreichen Prostitutionsgegnern entlarvt (welche natürlich nichts gegen Prostituierte selbst haben, nur gegen Prostitution..)
http://www.prostitutionresearch.com/WhyIMade.html
Why I made the Choice to be a Prostitute"

1. I saw Pretty Baby and it reminded me of my stepfather and I thought I could get paid for it.
2. I saw Pretty Woman and I liked the clothes.
3. I saw a Demi Moore movie and I thought, Wow, what an easy and fun way to make a million dollars.
4. I like getting fucked by the football team, the fraternity brothers, and law students at graduation parties. I realized that gang rape could be a transcendental experience.
5. I figured that laying on my back and getting fucked by hundreds of men, and getting on my knees and sucking thousands of dicks, was the most profound empowerment a woman could have.
6. My vocational counselor and I discussed a whole lot of possibilities: doctor, lawyer, women's-studies teacher, legal secretary. I was offered a four-year scholarship at Stanford, but frankly, prostitution seemed the most rewarding job option available.
7. I worship the goddess and she told me, "Fuck mankind." I misunderstood her spiritual message and found myself in lifetime sexual servitude instead.
8. I came to appreciate the depth of Hugh Hefner's, Larry Flynt's, and Bob Guccione's understanding of my sexuality.
9. My boyfriend wanted me to do it. He said that being part of a stable of whores who worked for him could help me learn how to get along with other women.
10. My father wanted me to do it.
11. I met a nice man on alt.sex.prostitution.
12. Camille Paglia told me it was the feminist thing to do.
13. I felt coerced by my landlord, the day-care center, the utility companies, the grocer, my dealer and my plastic surgeons to pay my bills every month.
14. I didn't want to work at Red Lobster.
15. I wanted to be treated like a lady.
16. I went to COYOTE's Halloween extravaganza, the Hookers' Ball, and found out just how glamorous prostitution could be.
17. It's complicated, but I thought that working in the sex industry would increase my self-esteem. It's sort of like saying to the world, "I am the best Grade A ground beef" and being the cow.
18. And then, ya know, even though it all sounded really good, and selling fucks and blow jobs sounded really empowering, I realized that talking about it and writing books defending it would be even more empowering."

Für diejenigen welche immer noch nicht verstehen wie solche hasserfüllten, spöttischen Bemerkungen Prostituierten massivst Schaden (ja, das gibt es tatsächlich..), kann ich nur wieder mal auf den Beitrag "Violent Language of Anti-Sexworker Groups" verweisen...

"There are five main consequences of this discourse of hate. First, sex workers who are confronted with these opinions are likely to doubt their self-worth and their self-agency, and may put themselves in the position of victim, thus making it more likely they will become victims of violence. When subjected to violence, they are less likely to make complaints about it.

Secondly, the discourse encourages hatred of sex workers, clients and all who support sex workers in any way. All cultures have approved objects of hatred. Often this hatred takes aim at whole classes of people. Speech denigrating particular groups has been described as a ‘psychic tax on those least able to pay’. As an example, it has been shown that negative comments about the LGBT (lesbian, gay, bisexual and transgender) communities contribute to increases in physical and verbal violence against homosexual and transgender people. This can be extended to sex workers as well.

Thirdly, conflating sex work with trafficking and violence against women has affected the funding of sex worker groups. For example, PEPFAR (the US government AIDS fund) will not fund organisations that support sex workers or promote the decriminalisation of sex work. As a result, this has led to groups that supply sex workers with condoms, or support the rights of sex workers, not receiving funds, thus endangering the lives of sex workers and putting them at risk of HIV infection. This policy also reinforces stereotypes, stigma, and discrimination against sex workers.

Fourthly, male, gay, transgender and gender-fluid sex workers are made invisible. The violence against these groups is ignored, and rarely appears in any of the papers they produce. In fact, male sex workers rarely appear in any of their publications, perhaps, because they assume male sex workers to be gay men. For example, Sheila Jeffreys calls gay men the cause of women’s subjugation, while male-to-female transgendered sex workers are referred to as ‘self-mutilating men’. Perhaps they count even less as human?

Finally, and cumulatively, the discourse actively encourages violence against sex workers. The way something is defined can make a huge difference in how it is perceived and how it is interacted with. When one understands a group of people as ‘other’, different, dirty, filthy, stupid or malevolently manipulative, then one can support or condone the violence that occurs. Whether this is forced rescue, forced health checks, taking children away from their parents, or rape and murder."

Sonntag, 22. Mai 2011

Links

Eine US-Studie kommt zum Schluss, dass auch gut ausgebildete Frauen mit vielen Wahlmöglichkeiten manchmal beschliessen als Prostituierte zu arbeiten, und zwar wegen des hohen Stundenlohnes, der Flexibilität, Autonomie und sogar wegen der Jobzufriedenheit. Old news.

Im ach-so-Feministischen Schweden ist eine Studentin suspendiert worden, weil sie als Sexarbeiterin tätig war und sich auch nicht dafür schämte. Sie hat eine Beschwerde wegen Diskriminierung eingereicht.

Johanna Freeman schreibt über ihre Erfahrung als "Happy Hooker"

Samstag, 30. April 2011

Sexarbeit und Behinderung

Karin Hansen gibt Hinweise, wie sich Pflegepersonal, das sich im Namen ihrer Betreuten an Sexarbeiterinnen wendet, richtig verhalten kann bzw. wie es sicher NICHT gemacht werden sollte.

Ein Auszug:

"Ich war bislang bei Anrufen von Institutionen immer bestrebt, eine Zusammenarbeit herbeizuführen.
Um einem betreuungsbedürftigen MmB (Anm.: Mensch mit Behinderung) ein angenehmes Erlebnis zu bereiten braucht es nicht nur meinen Körper und ein Bett.

Es braucht einiges an Vorbereitung und Planung. Auch ich benötige einiges an Wissen über diesen Menschen; seine Behinderung; sein „Machbares“ und ich möchte gerne wissen, ob ich mich dem überhaupt gewachsen fühle, oder nicht.

Die An- und Abfahrt muß organisiert werden und auch hinterher wünsche ich ein Gespräch mit der Person, die das Zusammensein ermöglicht hat.
Ich wünsche feedback in und aus beiden Richtungen.

Mir scheint manchmal, dass einige HEP nun mit dieser „neuen Ausrichtung auf die Sexualität von MmB“ etwas übereifrig sind.
Da ist ein Bewohner, der scheinbar erotische Gefühle hat – dann fährt man ihn mal kurz zu einer Hure und alles ist wieder gut.
Man liefert ihn ab und überlässt ihn dann dieser Frau – ob „vertrauensvoll“ oder „gleichgültig“ ist nicht so einfach zu unterscheiden.

Für mich zumindest fühlt es sich beschi***n an(......)Ich freue mich, daß die Sexualität von MmB langsam anerkannt und respektiert wird.
Aber ich denke auch, daß es noch viel zu lernen gilt."

Mittwoch, 27. April 2011

Mädchen

Im Gegensatz zu einigen anderen jungen Feministinnen lehne ich die Bezeichnung Mädchen, Fräulein etc. für erwachsene Frauen entschieden ab, da es in der Deutschen Sprache sexistisch verwendet wird. In der Gruppe redet man spassig oft von "Jungs und Mädels", woran nichts auszusetzen ist. Als Individuen werden allerdings fast nur junge Frauen ohne scherzenden Unterton verkindlicht. Kinder sind noch nicht voll entwickelt, man nimmt sie nicht gleich ernst wie Erwachsene, egal ob Mädchen nun auch gescheit, frech und stark sein können. Man mag zwar einwenden dass dies doch nur Semantik ist, aber die Semantik hat einen nicht zu leugnenden Einfluss darauf wie etwas wahrgenommen wird. Wer nimmt denn ein 30- Jähriges "Mädchen" als Chefin ernst?

Freitag, 15. April 2011

Emma und Prostitution

Die (radikal-) feministische Frauenzeitschrift Emma versucht in ihrer neuen Frühlingsausgabe wieder mal mit allen Mitteln, Prostituierte zu pathologisieren. Ein paar Punkte:

Im ersten Artikel "Es ist moderne Sklaverei" wir der Alltag bei der Anlaufstelle La Strada beschrieben. Es eröffnet sich ein Bild des Elends. Roma-Frauen werden von ihren Familien verkauft und schuften sich praktisch zu Tode, während die Männer faulenzen und das Sagen haben. Darauf, dass dies vielmehr mit kulturellen Misständen im Herkunftsland als mit Prostitution generell zusammenhängt kommt man aber nicht. Es wird immer betont, dass die Frauen sich aus finanzieller Not gezwungenermassen Prostituieren. Wenn dies tatsächlich der Fall sein sollte, ist es reine Zeitverschwendung und für die Beteiligten äusserst kontraproduktiv, Prostitution an sich bekämpfen zu wollen. So lange diese NOT bestehen bleibt wird es immer Frauen geben, welche sich Prostituieren MÜSSEN. Man müsste die ganze Wirtschaft und Gesellschaft im Ostblock und den sonstigen Herkunftsländern umkrempeln, alles andere ist schädliche Symptomsbekämpfung. Die Sozialarbeiterin von La Strada setzt noch eine dreiste Behauptung auf: Sexarbeiterinnen, welche sich in Talkshows nicht einseitig negativ über ihre Tätigkeit äussern seien Lobbyistinnen, welche bezahlt werden um zu erzählen "wie geil Prostitution ist".

Anm. an die Kommentatoren, deren Beiträge ich wegen beleidigendem Inhalt nicht veröffentlicht habe: Ich kritisiere nicht, dass diese Missstände angesprochen werden, sondern das es sensationalistisch als Propaganda gegen Freiheitsrechte missbraucht wird. Lest doch bitte was tatsächlich im Post steht, ohne irgendwelchen Mist rein interzupretieren. Zu behaupten, ich sei zu "privilegiert" um mir eine qualifizierte Meinung bilden zu können ist nur eine weitere Masche, um tatsächliche Sexarbeiterinnen welche nicht dieselbe Sichtweise haben zum Schweigen zu bringen. Seid ihr etwa alle alleinerziehende Migrantinnen aus sog. bildungsfernen Schichten, welche eine gewaltvolle Kindheit hatten? Ich schätze eher dass Disqualifizierung wegen "Privilegiertheit" nur für Prostituierte gelten soll.

Im Artikel "Die Freier Baden doch im Schampus" erklärt der Hauptkommissar, dass nur 3-5% aller Prostituierten völlig selbständig arbeiten. Erstens: Es ist kaum verwunderlich, dass ein Polizist zu diesem Schluss kommt, schliesslich erleben diese aufgrund der Natur ihrer Arbeit hauptsächlich Problemfälle. Entsprechend wird auch die Sozialarbeiterin einer Anlaufstelle nicht mit integrierten und zufriedenen Sexarbeiterinnen zu tun haben wird.
Zweitens fragt sich, was mit selbständig gemeint ist. Auch wenn ich ein sogenanntes Independent Escort bin, so bin ich während meiner Buchungen auf andere angewiesen und würde vermutlich als "unselbständig" qualifiziert werden. Ich habe eine Coverperson, die stets weiss wo ich bin und für diese verantwortungsvolle Aufgabe finanziell entschädigt wird. Ausserdem beauftrage ich einen Fahrer, wenn ich einen neuen Kunden treffe (kommt heutzutage nur selten vor, da ich eine zuverlässge Stammkundschaft habe). Dieser erhält dann etwa 1/3 meines jeweiligen Einkommens, was seinem herkömmlichen Honorar entspricht. Als ich noch mit einer Agentur gearbeitet habe, hätte ich sogar sicher als unselbständig gegolten.

Weiter kritisiert der Hauptkommissar das Prostitutionsgesetz. Es sei für gleichgestellte Partner angelegt worden, was der Realität allerdings nicht entspreche. Ein Bordell habe Prostituierten alles vorgeschrieben und sogar Strafgelder bei unzufriedenen Kunden ausgestellt. Eine Klage wegen (der immernoch strafbaren) Zuhälterei sei mit Verweis auf das Prostitutionsgesetz abgelehnt worden.

Bezüglich Prostitution gibt es viele merkwürdige, auch absolut Menschenverachtende Gerichtsurteile (siehe hier). Ich würde gerne das Gerichtsurteil lesen um mir ein eigenes Bild darüber zu machen, aber wie erwartet ist keine Quelle vorhanden. Entweder waren die Voraussetzungen für Zuhälterei oder andere Straftaten in diesem Fall doch nicht erfüllt, konnten nicht nachgewiesen werden oder die Richter empfanden Prostituierte schlicht nicht als schützenswert, was nicht selten ist (Prostituierte können ihren Lohn in der Schweiz zb. immer noch nicht einklagen). Das ist aber nicht der Fehler des Prostitutionsgesetzes, welches nur im Fall von selbstbestimmter Sexarbeit angewendet werden sollte, wenn es denn für diese Konstellation geschaffen wurde.

Weiter wird erwähnt, dass schon versucht wurde, missbräuchlichen Mietzinsen für Tageszimmer zu verhindern. Die Staatsanwaltschaft geht aber auf entsprechende Klagen nicht ein. Diese Bemühungen verdienen volle Unterstützung, denn Wucherzinsen schaden Prostituierten finanziell und führen zu weiteren Schulden. Ich bezweifle aber, dass die Emma und ihre Zielgruppe sich jemals dafür einsetzen würden. Stets wird zur Abschaffung der Prostitution aufgerufen, da bleibt für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen kein Raum. Prostitution wird generell schon als so schädlich empfunden, dass es nicht wirklich einen Unterschied macht unter welchen Bedingungen diese stattfindet. Selbstverständlich ist es egal, wie die Betroffenen selbst es empfinden.

Noch am Rande: Emma-Feministinnen wehren sich stets gegen das Label "Lustfeindlich und Prüde". Wenn man die Emma-Themen betrachtet, erscheint dies absolut absurd. Sex wird ausschliesslich aus einem negativen Standpunkt heraus betrachtet. Vergewaltigung. Sexualmord. Pornographie, die Darstellung von sexuellen Akten aller Art, wird als verbildlichte sexuelle Gewalt definiert. Verstümmelung. Häusliche Gewalt. Prostitution ist per se bezahlte Vergewaltigung. Menschen, welche Sex nur um seiner selbst Willen geniessen können, sind emotional abgestumpft. Besondere Vorlieben (vor allem SM) werden äusserst herablassend behandelt. Männer mit sexuellen Bedürfnissen, welche sie auch äussern, sind anmassend und behandeln Frauen als Objekt für ihre Begierden. Geht eine Frau auf die sexuellen Wünsche eines Mannes ein, ist sie unemanzipiert. Hat sie gar eigene Wünsche, so sind diese vom Patriarchat vermittelt worden wenn sie nicht politisch korrekt sind. Wenn etwas positives gesagt wird, dann nur wie wunderbar magisch die weibliche Sexualität doch sei. Selbstverständlich ohne weitere Ausführungen, denn das wäre Pornographisch. Eine Foristin verlangt sogar, Artikel mit sexuellen Inhalten aus der Wikipedia zu verbannen. Lustfeindlich? Aber neeein, wir doch nicht...wie kommt man denn darauf? Wir wollen nur dass alle sich unseren beschränkten Vorlieben anpassen. Denn nur diese sind echte Lust, alles andere ist Verrohung/pervers/unnötig!

Emmas Leitsatz "Gegen Prostitution- in Solidarität mit den Prostituierten" erscheint als blanker Hohn.

Donnerstag, 31. März 2011

Blogroll

In meinem Sexwork-Blogroll sind von belanglosen Party-Blogs,über geistreiche Analysen der Sex-Industrie und ihren Problemen, hin zu literarischen Meisterwerken alles vertreten. Auch Blogs, welche meinen eigenen Standpunkten komplett entgegenstehen sind dabei. Ich möchte damit Personen, welche sich für dieses Thema interessieren die Möglichkeit geben, sich ein möglichst ausgewogenes Bild zu machen.

Einige Blogs sind lesenswerter als andere, deshalb hier eine Liste derjenigen die ich besonders mag:

Audacia Ray: Waking Vixen Aktivistin, welche früher selbst als Sexworkerin tätig war und sich inzwischen auf internationaler Ebene für Frauen- Sexworker- Queer...wasauchimmer, Menschenrechte! einsetzt.

The Honest Courtesan Ehemaliges Escort und Agenturchefin, welche täglich mit beissender Ironie und scharfsinniger Analyse Nachrichten über Sexarbeit und zusammenhängendem kommentiert. In ihrer pauschalisierenden und übertriebenen Betonung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen stimme ich nicht überein, aber ansonsten vermag sie vieles was ich denke auf den Punkt zu bringen.

Streetgirl: Alltag eines Freudenmädchens Aufgrund ihrer absurden Erlebnisse haben einige Leser den Verdacht dass sie ein Fake sein könnte, aber wer weiss? Unterhaltsam ist ihr Blog allemal, und zeigt auch ungeschönt die negativen Seiten der Prostitution.

Mistress Matisse Gedanken einer Domina zu Sexualität, der "Szene", ihrer Arbeit...

Belle de Jour Der Klassiker, an den die Serie (welche inzwischen ins lächerliche abgleitet) natürlich bei weitem nicht ankommt. Brooke Magnantis neuer Blog Sexonomics betrachtet Sexarbeit aus einer wissenschafltichen Perspektive.

Laura's Diary Englisches Callgirl, das gelegentlich als Aktivistin auftritt.

Nightmare Brunette Speziell.

Tits and Sass Gemeinschaftsblog

Furry Girl: Feminisnt Aktivistin, welche in allen möglichen Sektoren der Sexarbeit tätig ist/war, zurzeit eine Kampanie für Sexworker-Rechte in den USA aufstellt und auch sonst viel zu sagen hat

Mittwoch, 2. März 2011

Argh!

Falls Kunden von Sexarbeiterinnen hier mitlesen: BITTE lest doch die Homepages und Inserate, durch die ihr auf uns aufmerksam wurdet, bevor ihr idiotische Fragen stellt. Die Infos stehen nämlich da, damit ihr euch auf diesem Wege VOR einer Kontaktaufnahme Informieren könnt, ob euch das Angebot überhaupt zusagt, und nicht nach mehrtägigem Mailkontakt dann plötzlich wegen dem Honorar oder der grossen örtlichen Distanz erstaunt seid. Seufz...

Montag, 14. Februar 2011

Prostitutionspolitik

Schweizer Politiker/innen behaupten ständig die Arbeitsbedingungen von Prostituierten verbessern zu wollen, dabei ist das Honorar nach der Rechtsprechung des Bundesgerichts nicht einmal einklagbar- wegen "Sittenwidrigkeit". Kein Wunder denken sich gewisse Kunden, sie könnten sich mit uns alles erlauben (Stichwort Fake-Buchungen und Zechprellerei) wenn sogar das Bundesgericht dahinter steht. Ich frage mich, wie die ausführliche Begründung dazu wohl aussieht? Um mal polemisch zu werden: Ich kann mir vorstellen, dass da gewisse Richter gerne Sexarbeiterinnen verarschen und gewisse Richterinnen insgeheim von Missgunst getrieben werden..

Die FDP-Frauen haben diesen stossenden Misstand erkannt und fordern die Rechtsprechung heraus Eine Frage, die Gegner nun einbringen werden (unter anderem mit der insgeheimen Absicht, Prostituierte weiterhin unten zu halten) ist vermutlich, ob auch die Dienstleistung nach Bezahlung einklagbar sei. Natürlich nicht- es könnte lediglich der Betrag zurückgefordert werden.

Die Juso hatte sich bereits im August in Zürich mit Plakaten für die Gleichstellung von Sexarbeiter/innen bekannt, tatsächliche Verbesserungsvorschläge scheiterten wohl an der Unkenntnis der Materie. So warb die Juso für die "Entkriminalisierung" der Prostitution, obwohl es überall in der Schweiz legal ist. Ich hoffe sie unterstützt nun diese wichtige, konkrete Verbesserung.

@Mädchenmannschaft: Vielen Dank für die Verlinkung. Ich habe auch die Kritik zur Kenntnis genommen, deshalb möchte ich erläutern weshalb ich auf die Idee komme dass eventuell Missgunst hinter der Sittenwidrigkeit steckt: Ich hatte bereits zahlreiche Diskussionen mit Frauen, welche gegen die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Prostituierten waren, und zwar begründeten diese es damit, dass es schlecht für die Prostituierten sei und zur "Bagatelliesierung" führen würde.

Im Laufe der Diskussionen stellte sich aber heraus, dass sich hinter der vermeintlichen Sorge um das Wohl der Prostituierten die Angst um sexuellen Machtverlust verbarg, in dem Sinne dass Männer mehr Optionen zum Fremdgehen haben falls sie dies wollen. Das klingt zwar zunächst nach einem schlechten Klischee, und ich möchte es selbst gar nicht glauben, aber leider hat es immer wieder bestätigt. Persönlichen Erlebnisse begründen natürlich keine allgemeingültigen Tatsachen, lassen aber erfahren was durchaus möglich ist. Ich schliesse nicht aus, dass selbst Richterinnen anderweitige Motive haben könnten, vielleicht auch unbewusst. Ich frage mich also, was denn sonst das Motiv sein könnte, Prostituierten den Rechtsweg zu verweigern. Ist es die Angst vor "Normalisierung"? Wenn ja, wie kann denn die Abwehr dagegen wichtiger sein als die Rechte von realen Menschen?

Nicht zu vergessen ist, dass ich auch Richtern (welche wohl die Mehrheit im Bundesgericht ausmachen?) mögliche Hintergedanken unterstellt habe. Empfindet ihr dies als weniger problematisch als wenn Frauen anderweiteige Motive angelastet werden?

Mittwoch, 9. Februar 2011

Zwangsprostitution wird durch restriktives Aufenthaltsrecht und Stigma der Sexarbeit begünstigt

Menschenhandel wird durch Österreichische Behörden begünstigt: Link Ein oft vorkommendes Druckmittel gegen Zwangsprostituierte ist die Drohung, eine Person als "illegal Anwesend" auffliegen zu lassen, was zu einer Abschiebung führen würde. Das häufigste ist meiner Einschätzung nach hingegen die Drohung, Freunde und Familie über die Tätigkeit als Prostituierte zu informieren.

Montag, 7. Februar 2011

Sonntag, 6. Februar 2011

Freitag, 4. Februar 2011

Violent language of anti-sex work groups, Teil 2

Zitat von Sven aus dem Emma-Forum:

"Menschen, die als Kind Anerkennung, Geborgenheit und Liebe erfahren durften, deren Würde nicht verletzt wurde, werden NIEMALS in die Pornoszene oder Prostitution rutschen! Das gilt für Frauen, wie auch für Männer."

Dies ist ein perfektes Beispiel dafür, was im Artikel "Violent language of Anti-Sex work groups" beschrieben wird. Sexarbeiter/innen werden als unvollständige, "beschädigte", unwürdige Menschen dargestellt, damit man sie nicht ernst nehmen muss. Es ist die vollendete Respektlosigkeit, welche in der Gesellschaft die Stigmatisierung und somit auch Diskriminierung und Gewalt reproduziert. Jedes negative Beispiel wird aufgenommen und als "Wahrheit" genannt, jedes positive, das dem eigenen Weltbild nicht entspricht, als absolute Ausnahme oder gar Selbsverleugnung abgestempelt.

Quelle

Hinzu kommt die Problematik, falls jemand tatsächlich missbraucht wurde. Ich glaube nicht, dass die meisten Missbrauchsopfer unfähig zur Selbstreflexion und zu willenlosen Gefässen werden, doch genau das implizieren Aussagen wie die oben. Ich stelle es mir als sehr belastend vor, wenn einem ständig vorgehalten wird, welche eigenen Erfahrungen angeblich zu den eigenen Entscheidungen geführt haben. Es ist ein ständiges Verdrängen in die Opferrolle, welches jedes neugewonnene Gefühl von Empowerment zerstören kann.

Dienstag, 1. Februar 2011

Verantwortung für die eigene Lust

Guter Sex ist erlernbar. Für mich war das jedenfalls der Fall. Mit meinen ersten zwei Partnern war penetrativer Sex nichts besonderes. Ich strebte danach, und es war meistens angenehm- aber eben nichts weltbewegendes, und ich kam nie dabei.

Heute ist das anderst. Ich kann Sex mit fast allen Personen geniessen, vorausgesetzt sie sind nicht absolut ungeschickt. Ich komme oft. Es liegt nicht daran, dass die "Technik" wesentlich anderst ist, oder dass ich mich zu diesen Personen mehr hingezogen fühle. Was sich verändert hat ist meine eigene Einstellung. Ich habe gelernt dass man nicht einfach zurückliegen kann- und schon ist die Ekstase da. Ich muss mich innerlich und äusserlich dafür anstrengen, indem ich mich (positiv) anspanne. Die Entspannung, welche Dr.Sommer & Co. mir immer gepredigt hat, ist für mich ein Lusttöter.

Hmm, was will ich damit eigentlich sagen...manchmal muss der Knopf einfach bei einem selbst aufgehen, und man kann nicht die äusseren Umstände für die eigene (Un-)Lust verantwortlich machen.

Dienstag, 25. Januar 2011

Secret Diary of a Call Girl

..eine Serie, die vielfach kritisiert worden ist, Prostitution zu verherrlichen. Dabei wird völlig übersehen, dass die Serie nur EINE Art der Sexarbeit zeigt. Sie zeigt den Alltag eines Callgirls, das im oberen Preissegment tätig ist.



Auch von Sexworkern ist die Realitätsferne kritisiert worde. Ich finde die heftige Kritik nicht berechtigt. Die Serie zeigt viele realistische Probleme, die Hannah/Belle beim Ausüben ihres Jobs antrifft: Geldgierige Agenturleiterinnen, unattraktive Kunden, die Belastung durch das Doppelleben, gefährliche Situationen mit Kunden, ein eifersüchtiger Freund, Anfeindung durch "die Gesellschaft", Gewissensbisse, Konfrontation mit Klischees und Stigma, verletzende Kritik durch Kunden, die Gefahr in einen Konsumrausch zu verfallen, die Unzufriedenheit bei Aufnahme eines anderen Jobs..nur ein Punkt, der nicht gezeigt wird und doch sehr häufig vorkommt: Fake-Bucher, welche die Zeit von Escorts verschwenden.

Zugegeben, Escort wird glamourisiert: Hannah/Belle ist äusserst attraktiv und stilvoll. Aber ist High-Class-Escort denn nicht in der Realität auch so? "Glamourös" bedeutet schliesslich nicht, dass hinter der glitzernden Fassade nicht Einsamkeit und Leere lauern KANN (wobei dies nicht der Fall sein muss. Menschen, die diesen Lebensstil verurteilen sind wohl eher selbst unzufrieden und gönnen es anderen nicht, materiellen Wohlstand und auch noch ein erfülltes Innenleben zu haben, weshalb sie dieses anderen absprechen).

Der Vorwurf, die Serie verleite Frauen dazu sich als Escort zu versuchen, kann ich wiederum bestätigen. Bevor ich sie geschaut hatte, kannte ich hauptsächlich das negative, stereotypische Bild von Prostitution, welches die Mainstream-Medien vermitteln: Elend, Erniedrigung, Drogen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es doch nicht nur so sein kann, verspürte immer eine gewisse Faszination für diese Thema, das über den üblichen Voyeurismus hinausgeht. Diary of a Call Girl verleitete mich dazu, mehr über Sexarbeit zu recherchieren und mir somit ein ausgewogeneres Bild zu machen. Auch hier besteht die Gefahr, einen neuen Stereotyp zu schaffen- nämlich dass alle Prostituierten ihren Job ganz toll finden und in Luxus schwelgen. Dies ist natürlich ebenso falsch wie die Annahme, die Mehrheit der Prostituierten seien drogensüchtige Elendsgestalten. Wer jedoch halbwegs intelligent ist und nicht nur in Schwarz-Weiss Kategorien denken kann, wird sich aus allen Informationen ein differenziertes Bild machen können, das der Realität am nächsten liegt.