Mittwoch, 14. Dezember 2011

Yes means Yes

Auf der Mädchenmannschaft läuft gerade eine Diskussion über das Yes means Yes- Konzept

“Ich habe das durchaus auch schon des Öfteren erlebt, dass mal zwischendurch gefragt wurde, ob das denn jetzt alles ok so ist und auch wenns mich überrascht hat (weil ich dachte, mich eigentlich recht eindeutig diesbezüglich verhalten zu haben)”

Das habe ich auch schonmal erlebt. Einerseits fand ich es positiv und rücksichtsvoll, andererseits hat es mich bezüglich meines eigenen Verhaltens verunsichert (wirke ich etwa so als wolle ich es nicht?!) und somit meine Stimmung wesentlich gedämpft. Es kann sehr frustrierend sein ein "ist alles in Ordnung?" zu hören wenn man gerade voll dabei ist.

Durch die umfassende Beachtung von “Yes means Yes” könnten sicher einige Vergewaltigungen verhindert werden. Bei Fehlen eines expliziten verbalen “Ja” eine Vergewaltigung zu vermuten halte ich aber für kreuzfalsch. Ausserhalb meines Nebenjobs als Sexarbeiterin (wo der Konsens praktisch immer explizit ist und auch sein muss) habe ich nur selten beim ersten mal verbal meinen Konsens vermittelt. Ich bin gerne aktiv, deshalb gibt es einen ziemlich eindeutigen nonverbalen Konsens. Aber ich weiss, dass viele Frauen dies nicht sind und es bevorzugen ihren Partner machen zu lassen, es geniessen passiv zu empfangen statt selbst auch etwas beizutragen.

Da ist es schon viel schwieriger. Es besteht natürlich ein grosser Unterschied, ob man aus heiterem Himmel “überfallen” wird und deshalb so unter Schock ist dass man kein Nein äussern kann, oder ob in einem Zusammenhang, in dem es oft zu Sex kommt, bei “normalem” Tempo des Fortschreitens der sexuellen Handlung aus irgendwelchen nicht ersichtlichen Gründen blockiert ist, Nein zu sagen.

Meines Erachtens muss man darauf abstellen ob für eine durchschnittlich emotional intelligente Person erkennbar ist, dass ein Nein gar nicht geäussert werden kann bzw. eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür besteht. Im ersten Beispiel und unter starkem Alkohol- und Drogeneinfluss ist dies eindeutig, im zweiten aber keineswegs. YMY beinhaltet diesen Gedanken, geht aber so wie ich es verstanden habe wesentlich weiter. Dem initiierenden Partner wird die Verantwortung zur Einholung des Einverständnisses auch dort auferlegt, wo kein Anlass dazu besteht anzunehmen, der Gegenpart sei unfähig ein Nein zu äussern.

Das “Yes means Yes”-Konzept kann nur ein Appell an zwischenmenschlich klarere Kommunikation sein, nicht aber eine Abgrenzung zwischen Sex und Vergewaltigung.