Montag, 5. Juli 2010

Evaluation des schwedischen Modells

Die Resultate einer Studie über die Auswirkungen der Kriminalisierung von Kunden von Sexarbeiterinnen sind veröffentlicht worden: Das partielle Verbot der Prostitution sei wirksam, um Prostitution zu bekämpfen. (Englische Zusammenfassung in Punkt 5)

Dieses Ergebnis würde endlich Gewissheit schaffen, wenn man mithilfe von seriösen Forschungen dazu gelangt wäre. Eine objektive Untersuchung kann jedoch schon aufgrund der Formulierung des Auftrages der Regierung an die Forscher stark angezweifelt werden: Der Ausgangspunkt für die Forschungen soll sein, dass Sexkauf weiterhin verboten sein soll. Das Resultat der Studie wurde also schon von Anfang an festgelegt, nämlich dass das Verbot erfolgreich sei. Dies widerspricht einem der wichtigsten Grundsätze der wissenschaftlichen Forschung.
Es wurde keine Methodologie genannt, bloss ein schwammiges "zahlreiche Forschungsmethoden wurden verwendet". Dafür würde ich bei einer wissenschaftlichen Hausarbeit vermutlich eine ungenügend kriegen.

Sexarbeiterinnen wurden dieses mal tatsächlich auch über ihre Erfahrung befragt, sogar ganze 14 Personen! Das nenn ich eine repräsentative Umfrage. Sogar bei meiner Maturaarbeit galt die Richtlinie, man solle bei Umfragen mindestens 30 Leute hinzuziehen. Dass man an Mittelschüler für eine kleine Arbeit höhere Anforderungen als an ein gesamtstaatliches Projekt stellt ist schon merkwürdig.

Der Fragebogen ist im Bericht nicht zugänglich, allerdings haben angeblich viele Sexarbeiterinnen es abgelehnt ihn auszufüllen, da die Fragen beleidigend gewesen seien. Ich habe Rose Alliance angefragt ob sie ihn mir schicken können, da sie ihn ursprünglich hochgeladen hatten. Da bin ich mal gespannt. Im Bericht steht auch noch, "in der Prostitution ausgebeutete Frauen" (als Synonym für Sexarbeiterinnen als ganzes, und nicht für tatsächlich ausgebeutete) hätten sowieso keine Ahnung von ihrer eigenen Situation. Da wundert es nicht, dass man sich keine Mühe gemacht hat mehr Personen zu befragen.

Immerhin geben die Autoren zu, dass die Forschungsergebnisse nicht eindeutig sind und deshalb mit Vorsicht zu interpretieren sind. Gleich danach wird jedoch gesagt, dass man GLAUBT doch ganz zuverlässig ableiten zu können, dass das Verbot erfolgreich ist.

Schlussendlich kann man aus dieser Studie wohl weder positives noch negatives ableiten.

Weitere Kritikpunkte