Mittwoch, 28. Oktober 2009

...wenn es dir so gefällt, weshalb lässt du dich dann bezahlen?

Ich bin nun schon einige male auf das "Argument" gestossen, wenn Sexarbeiterinnen tatsächlich Spass an ihrer Arbeit hätten, müssten sie ja nicht dafür bezahlt werden- also lügen diejenigen, die behaupten es gefalle ihnen. Wie bitte?? Solche Aussagen können doch nur von Menschen stammen welche meinen, Arbeit müsse zwangsläufig etwas unangenehmes sein, etwas das es zu vermeiden gilt ausser man bekommt etwas materielles dafür. Jedoch gibt es offensichtlich massenhaft Leute, die ihr Hobby zu ihrem Beruf gemacht haben, weil sie sich am liebsten damit beschäftigen. Ich kenne genug Musiker, welche auch ohne Bezahlung überaus glücklich wären ihrer Kunst nachzugehen, doch von irgendetwas muss man ja leben können.

Trotzdem würde ich auf Sex mit fremden Männern verzichten, wenn ich nicht dafür bezahlt würde. Und zwar NICHT, weil es mir nicht gefällt, sondern weil es einfach zu aufwändig ist. Weshalb sollte ich mich um eine Kontaktaufnahme zu Durchschnittstypen bemühen, wenn ich stattdessen auf der Stelle (oder innert absehbarer Zeit. Sex mit meinem Liebsten haben könnte, und bei Bedarf nach Abwechslung genügend interessante Bekannte willig wären?

16 Kommentare:

Lori hat gesagt…

Da sollte man lieber einige Mädchen fragen, die jedes Wochende einen anderen Typen abschleppen (im Volksmund ja gerne mal als "Schlampe" bezeichnet): "...wenn es dir so gefällt, weshalb lässt du dich dann NICHT bezhalen?"

Anonym hat gesagt…

@Lori
Vielleicht sollte man sich auch einfach ein wenig Taktgefühl zulegen und überlegen ob solche Fragen nötig sind. Find deine Frage nämlich genauso dreist.

@Sina Ich finds schön dass dir deine Arbeit Spaß macht und ich finds traurig wenn Leute meinen das würde nicht funktionieren.

Sina hat gesagt…

@Lori: Vielleicht weil "Hure" auf der sozialen Leiter noch um einiges tiefer steht als "Schlampe", aber auch weil bei den meisten Arten der Prostitution die Suche nach einem Bettgenossen und die Umwerbungsrituale fehlen? Auch der Kick des "wird heute wohl noch was?" fehlt (obwohl es ja nicht minder spannend ist)

Lori hat gesagt…

ok um das ganze nochmal etwas taktvoller zu formulieren, weil ich ja hier niemanden auf den schlips treten will, mein kommentar oben bitte nicht persönlich nehmen:
also, wie du auch sagst sina, scheint "hure" ja noch tiefer zu stehen als "schlampe", was ich doch sehr verwunderlich finde, denn es ist ja weder verwerflich, dass viel sex hat und das mit wechselenden partner, noch das man dafür geld verlangt.
deswegen kann man rein theoretisch einiger diese mädchen fragen:"..."...wenn es dir so gefällt, weshalb lässt du dich dann NICHT bezahlen?" wenn es ihnen spaß macht können sie ja auch ihr hobby zum beruf machen.
ich gebe zu, meine wortwahl war etwas missverständlich und eventuell provokativ, aber ich ärgere mich immer wiedre darüber, dass die gesellschaft prostituierte ganz unten in der rangordnung stehen lässt, nur weil sie sich für etwas bezahlen lassen, was viele mädchen (und jungs) auch praktizieren, nur eben ohne bezahlung, wobei natürlich beides nix verwerfliches ist.

Danielle hat gesagt…

gegenfrage..warum es umsonst machen wenn man spaß daran hat UND dafür geld bekommt bzw sein studium damit bezahlen kann? frau wäre ja in dem fall schön doof..

Sina hat gesagt…

Naja, ich finde es genauso doof jemanden als doof zu bezeichnen weil sie nicht bezahlt nimmt:-) In beide Richtungen doof. (So ein tolles Wort)

Danielle hat gesagt…

findest du es nicht "doof" wenn man eine lösung für ein problem hat diese lösung aber nicht nutzt?

Danielle hat gesagt…

und natürlich meinte ich nicht das prinz. jede frau die gerne sex mit vielen partnern hat dafür geld nehmen sollte...ich meinte das es "doof" wäre wenn eine frau sich für prostitution entscheidet weil sie das geld "braucht"...und dann aufhört geld zu nehmen nur weil sie spaß am job hat statt zu "leiden" wie es die meisten prostituierten in der presse tun..die den job ja nur über sich ergehen lassen weil sie das geld ganz dringend brauchen um die herztransplantation der armen 102 jahre alten großmutter zahlen zu können...

Sina hat gesagt…

ok, jetzt weiss ich besser was du meinst, da sehe ich es auch so. Solche Fälle wie in der Presse gibt es leider auch in der Realität, doch bei weitem nicht NUR.

Danielle hat gesagt…

ich kenne einige callgirls die weit weg vom klischee der leidenden prostituierten aus der presse sind..zb meine freundin J. die denn sommer über hier in deutschland als callgirl arbeitet und die kalten monate auf ibiza verbringt..in dem haus das sie sich mit diesem job erwirtschaftet hat..und die auch ganz offen sagt das sie gar keinen anderen job machen will.....oder eine andere freundin die zuerst nur begleitservice gemacht hat um sich ein wenig geld nebenher zu verdienen dann aber zum callgirl wurde und ihren anderen job aufgab weil ihr die arbeit als "freudenmädchen" besser gefällt...kann man das als sex-positive* prostitution bezeichnen

*sex-positiv ist ja wieder mal das schlagwort in aller munde:-)

Sina hat gesagt…

Dann gehöre ich wohl ebenfalls zu dieser Kategorie:-)

illith hat gesagt…

also ich hab schon öfter gehört, dass wenn es um sexuell/promiskuitiv aktive frauen/mädchen geht von anderen (geringschätzig) die frage aufgeworfen wird, warum sie dann nicht gleich geld dafür nimmt und davon lebt.
da platzt mir jedesmal fast der kragen, das find ich unmöglich. das impliziert für mich irgendwie, dass es als ganz abwegig empfunden wird, dass eine frau einfach wegs spaß am sex 'rumvögelt'.

ich find es ja interessant/schön zu lesen, dass es prostituierte gibt, denen ihr job wirklich spaß macht, aber eines der hauptprobleme, die ich persönlich mit (weiblicher, heterosexueller¹) prostitution habe ist, dass dadurch dieses abgefuckte gesellschaftliche bild affirmiert/reproduziert wird *sex = etwas, das der mann (permanent) will / etwas, dass die frau "hat" und gegen finanzielle oder emotionale gegenleistung herausgibt (oder das von ihr durch lügen erschlichen oder gewalt erzwungen wird)*
etwas anders sähe es da schon aus, wenn prostitution in die andere(n) richtung(en) ähnlich populär und verbreitet wäre (callboy - freierin etc). da das aber eindeutig nicht der fall ist, entsteht da mM eine ganz kritische schieflage...

¹gibt es eigentlich lesbische prostitution, muss ich hier mal ganz blöd fragen? ich meine, dass ich was von einem entsprechenden escort-service jüngst wo las, aber ansonsten kriegt man im gegensatz zu 'heterosexueller' und 'schwuler prostitution' irgendwie nichts mit, so medial?!

Sina hat gesagt…

Ja, dieses gesellschaftliche Bild reproduziert es, da die Verteilung von Mann/Frau als Freier doch sehr ungleich ist. Aber die Prostitution ist in diesem Sinne doch nur ein Spiegel der Gesellschaft, dieses Verhalten wird vor allem im "normalen Datingmarkt" reproduziert. Es ist trotzdem ein Punkt den ich an der Prostitution problematisch finde, allerdings auf einer sehr abstrakten Ebene. Denn bei der sehr weit verbreiteten Mann/Mann- Prostitution würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, es reproduziere ein gewisses Männerbild. Es gibt lesbische Prostitution, aber ich denke mal der Anteil ist verschwindend klein. Ich habe auch schon eine Anfrage von einer Frau erhalten, aber habe bis jetzt nirgends gesehen dass Frauen ihre Dienste speziell für Frauen anbieten.
Ich habe mich auch schon gefragt weshalb Frauen so viel weniger als Freierin auftreten. Ich denke das lässt zu einem Teil damit begründen dass Frauen praktisch immer einen Mann für Sex finden, wenn sie das wollen. Weshalb sollte sie dann dafür bezahlen? Bevor sich da etwas ändert müsste sich zuerst einmal das Sexualverhalten grundsätzlich ändern. Da stellt sich dann die Frage, wieviel davon sozialisation ist und wie viel hormonell/biologisch..ich glaube ja, dass der grösste Teil soziologisch bedingt ist.
Sicher nicht die zuverlässigste Quelle, zeigt aber schon das, was man täglich beobachten kann..auch in Mädchenzeitschriften wird heute genauso noch geraten, sich "rar" zu machen um nicht "billig" zu wirken.
http://www.fitforfun.de/sex/partnerschaft/dating-regeln-wie-in-der-steinzeit-er-ist-aktiv-sie-macht-sich-rar_aid_8222.html

illith hat gesagt…

ja, ich denke auch, dass die sozialsisation da seit jahrhunderten?tausenden? tiefsitzende spuren hinterlässt...

>>>Ich denke das lässt zu einem Teil damit begründen dass Frauen praktisch immer einen Mann für Sex finden, wenn sie das wollen. Weshalb sollte sie dann dafür bezahlen?<<<

hm, ist es nicht ein falsches klischee, dass freier immer (fette/hässliche/schmierige/alte) männer sind, die halt anders "keine abbekommen" und deswegen dafür bezahlen müssen?
(es gibt ja zb auch diverse rapper, die mit ihren ständige bordellbesuchen angeben und die allein ob ihres berühmtheitsstatus' schon keine probleme bezügl. "gratis-ressourcen" haben dürften?)

ich glaube wie gesagt eher, dass die o.g. ganz tief verankerten gesellschaftlichen bilder und vorstellungen bezügl. frauen, männer und sexualität da eine weit größere rolle spielen

Sina hat gesagt…

Dass freier tendenziell hässliche Typen sind ist ein Klischee, jedenfalls steht es im völligen Widerspruch zu dem was ich erfahren habe. Aber auch ein attraktiver Mann hat es oft schwerer als eine durchschnittliche Frau, einen Sexpartner vom anderen Geschlecht zu finden. Ich denke wir meinen eigentlich das gleiche.

Danielle hat gesagt…

yep..lesbische prostitution gibt es..zwar nicht in dem maß wie "normale" prostitution aber dennoch ist auch die sparte vorhanden...

zum thema wie die gesellschaft mit männlicher und weiblicher lust umgeht hab ich ja was in meiner kolumne "jungs gegen mädchen" geschrieben...

auch wenn die sexuelle wahrnehmnung unserer gesellschaft viel zu wünschen übrig lässt..hoffnung besteht..:-)