Mittwoch, 27. April 2011

Mädchen

Im Gegensatz zu einigen anderen jungen Feministinnen lehne ich die Bezeichnung Mädchen, Fräulein etc. für erwachsene Frauen entschieden ab, da es in der Deutschen Sprache sexistisch verwendet wird. In der Gruppe redet man spassig oft von "Jungs und Mädels", woran nichts auszusetzen ist. Als Individuen werden allerdings fast nur junge Frauen ohne scherzenden Unterton verkindlicht. Kinder sind noch nicht voll entwickelt, man nimmt sie nicht gleich ernst wie Erwachsene, egal ob Mädchen nun auch gescheit, frech und stark sein können. Man mag zwar einwenden dass dies doch nur Semantik ist, aber die Semantik hat einen nicht zu leugnenden Einfluss darauf wie etwas wahrgenommen wird. Wer nimmt denn ein 30- Jähriges "Mädchen" als Chefin ernst?

5 Kommentare:

Marc of Frankfurt hat gesagt…

"Mädchen" und "Jungs" dient manchmal der reinen (erotisierenden) Geschlechtskennzeichnung. So bezeichnen sich auch die starken Kerls in der Prostitution gerne als Jungs/Boys (nicht unähnlich wie die vielen Sexdienstleistern in ihen werblichen Anzeigen). Das war auch breits den EMMA-Journalistinnen negativ aufgefallen. Diese Verkindlichung ist zweifelsohne negativ zumal vor dem Hintergrund einer jahrhundertealten Patriarchatserfahrung. Allerdings ist die Verniedlichung ein Psycho-Mechanismus die Sexualität vom belastenden bzw. lustfeindlichen Überbau der Geistes-Kultur zu befreien. All das verdeutlicht, dass sexuelle Identität und ihre Realisation in der Arbeits- und Geschäftswelt anstrengende Geschlechts-Arbeit bedeutet. Literauturtipp: Johanna Schaffer: Ambivalenzen der Sichtbarkeit. Über die visuellen Strukturen der Anerkennung. Transcript Verlag. Rezension auch im Sexworker Forum: Posting #78210.

Sina hat gesagt…

Interessanter Aspekt. Im Paysex wird oft mit "Girls" oder "Boys" geworben, dort könnte es sicherlich der Fall sein. Ich meinte allerdings weniger in diesem Kontext, sondern im allgemeinen Sprachgebrauch, meist ohne spezifisch sexuellen Hintergrund.

kiturak hat gesagt…

An sich find' ich das Infantilisierung-als-Beleidigungs-Thema schwierig, da ich Adultismus als Problem sehe, und damit, dass Kinder nicht ernst genommen werden. Aber ich stimme mit Dir überein, dass das eine sexistische (und eben adultistische) Bezeichnung von Frauen ist.
(Vielleicht so, wie viele Menschen "Hure" als Schimpfwort verwenden, "schwul" oder "Sp*ck"? Das geht davon aus, dass es prinzipiell schon eine Beleidigung ist, mit Sexarbeiter_innen, Schwulen oder Menschen mit Behinderungen verglichen zu werden.)
In meiner Gegend heißt das jedenfalls "Meedsche", und Männer werden keinesfalls als "Jungs" bezeichnet.

Übrigens danke für die großartige, riesige Blogroll! Ich war sie nach Deinem Post neulich nochmal durchgegangen und habe Eminism für mich entdeckt. :)

Sina hat gesagt…

Kinder sollten natürlich Ernst genommen werden, aber man kann ihnen nicht ein gleiches Mass an Verantwortung übertragen und darf auch nicht die gleichen geistigen Fähigkeiten wie bei einem Erwachsenen voraussetzen. Kinder müssen manchmal belehrt und erzogen werden. In dieser Hinsicht finde ich es Gerechtfertigt, wenn man als Erwachsener nicht mit einem Kind verglichen werden möchte. Andererseits sehe ich schon, was du meinst.

Sina hat gesagt…

ps: Bitte:-) Eminism finde ich auch super.