Mittwoch, 24. September 2014

Im Bordell schlafen

Dass Alice Schwarzer und das Emma-Magazin über Prostitution in der Regel Schwachsinn verbreiten, ist bereits bekannt. Ein weiteres Beispiel hierfür ist, dass die Übernachtung von Sexarbeiterinnen im Bordell in irgendeiner Hinsicht Ausbeutung beweisen soll. So wird beispielsweise behauptet, "Prostituierte müssten im Bordell übernachten, weil die Zimmermieten so hoch sind", was wieder zeigen soll, wie bööööse Prostitution doch ist.

Ja, die Zimmermieten sind oft hoch...aber denkt irgendeine Prostitutionsgegnerin weiter, wieso das denn so ist? Nein, Prostitution ist halt nunmal Ausbeutung, punkt. Dass es irgendetwas mit Stigmatisierung von Sexarbeit, Sperrbezirken und Kampf gegen Bordelle zu tun hat, fällt niemandem ein. Schonmal was von Angebotsverknappung gehört? Angebot und Nachfrage, klingelts? Wenn es weniger Bordelle und Vermieter gibt, können diese natürlich höhere Mieten verlangen als wenn viele Arbeitsstätten zur Verfügung stehen. Und wenn Sexarbeit als "dreckig" gilt, wollen allgemein weniger Vermieter an Sexarbeiter/innen vermieten. Die hohen Zimmermieten sind also genau die Schuld derer, die Sexarbeit zurückdrängen wollen.

Auch sonst zeigt die obige Aussage totate Ahnungslosigkeit über die Arbeitsrealität von Sexarbeiterinnen. Wir übernachten nicht in unseren Arbeitsbetten weil wir müssen, sondern weil wir wollen. Viele Sexarbeiterinnen sind Arbeitsmigrantinnen aus dem Ausland, und auch die Einheimischen wollen wegen Angst vor einem Outing nicht in der gleichen Stadt arbeiten in welcher wir auch fest wohnen. Wieso sollten wir extra ein Hotelzimmer mieten, wenn doch bereits ein Bett bereit steht?! Viele Arbeitsstätten werben sogar damit Sexarbeiterinnen an, dass man bei ihnen übernachten kann!

Ein weiterer Grund weshalb wir übernachten wollen ist, dass viele Sexarbeiterinnen einige Tage oder Wochen voll durcharbeiten, um anschliessend einige Tage und Wochen Freizeit zu geniessen. Es ist schlicht die effizienteste Art, um die eigene Investition in die Zimmermiete auszuschöpfen. Dies lohnt sich auch, wenn die Zimmer gleich teuer/günstig wie ein normales Hotelzimmer sind. Ich selbst habe auch schon mehrere Tage nacheinander ein Zimmer gemietet, und in dieser Zeit war ich praktisch 24/7 für Kunden erreichbar, weil ich möglichst viel verdienen wollte! Dabei habe ich im gleichen Bett geschlafen, in welchem ich vorher gearbeitet hatte. Und ich würde es wieder so machen.  Klar kann es sein, dass die Bedingungen alles andere als Ideal sind, z.b. dass mehrere Frauen in einer Art Massenlager schlafen und man sich so kaum erholen kann. Doch auch das bedeutet noch lange nicht, dass die Frauen hierzu gezwungen werden. Die Arbeitsstätte stellt Schlafmöglichkeiten zur Verfügung. Wenn einem diese nicht passt, kann man immer noch in ein Hotel gehen. Nur wollen die meisten diese zusätzlichen Kosten nicht auf sich nehmen, und so schätzen wir es in der Regel sehr, dass es diese Übernachtungsoption überhaupt gibt.