Das aktuelle Cicero-Dossier zu "Mythos und Wahrheit der Prostitution" versucht den Anschein einer ausgewogenen Berichterstattung zu erwecken. Ja, Volker Beck wird interviewt und ein Artikel heisst treffend "Wir setzen männliche Sexualität mit Gewalt gleich". Auf der anderen Seite spürt man förmlich den Widerstand des Interviewers bei den Antworten von Herrn Beck, während im Artikel "Ware Frau abschaffen", "Der Staat lässt Opfer im Stich" und "Wie die glückliche Hure erfunden wurde" (jaja, wir lügen alle..) jeglicher kritische Ton zum abgedruckten verschwindet.
Interessant ist dieser Artikel zu Callboys. Wo sind die entrüsteten Kommentare und schnöden Bemerkungen des Interviewers bzgl "Verharmlosung der Prostitution" hier? Wieso glaubt man homosexuellen Männern eher, dass sie zur lustvollen Sexarbeit fähig sind? Sicher, Frauen können Unlust einfacher verdecken und ich zweifle nicht daran, dass homosexuelle Prostitution öfter von reziproker Lust geprägt ist. Doch wieso wird Frauen grundsätzlich abgesprochen, dass sie Spass daran haben könnten bzw. gesagt das etwas mit ihnen nicht stimmt wenn sie ihn haben? Die Szene der homosexuellen Sexarbeit zeigt (genauso wie ein Grossteil der heterosexuellen), dass die viel hervorgehobenen Probleme in der heterosexuellen Prostitution nicht intrinsisch sind. Nicht Sexarbeit ist an Problemen wie Menschenhandel und Zwang schuld, sondern soziale/rechtliche Missstände mitsamt Sexismus. Sexarbeit an sich bekämpfen zu wollen ist, als würde man den eigenen Körper bekämpfen wenn er krank ist anstatt die Krankheit.
Hier noch eine geniale Kritik zu diesem Dossier von The Happy Whore.