Mittwoch, 14. März 2012

Prostitution abschaffen!

Bei Menschen bei Maischberger war wieder mal das Thema Prostitution angesagt. Hier ein Artikel zur Sendung

Mit dabei war Alice Schwarzer, die wie erwartet absolut unqualifizierte Aussagen von sich gab und die Prostituierte Kyra dauernd unterbrach. Auch die Sozialarbeiterin Sabine Konstabel beharrte wieder mal darauf, dass ihre Klientinnen die Norm seien- ähnlich als würde ein Psychologe aufgrund seiner Tätigkeit zum Schluss kommen, dass alle Menschen psychologische Probleme hätten (nach einer aktuellen Studie auf die ich irgendwo im Blog mal verwiesen habe leiden zwar sehr viele, aber immer noch weniger als die Hälfte aller Menschen unter psychischen Problemen)

Im Spiegel-Forum kam im Anschluss das Thema des Schwedischen Modells der Freierbestrafung auf, hier mein Beitrag dazu:

"Zitat User: Nochmal: es scheint vergessen zu werden, dass sich das schwedische Modell einzig gegen die Freier richtet. ."

Dies stimmt leider keineswegs. In Schweden darf man keine Wohnungen an Prostituierte vermieten- weil es als "Zuhälterei" gilt. So sind Prostituierte stets auf die Gnade der Vermieter angewiesen, welche sie jederzeit wegen dieser Regelung auf die Strasse stellen können/müssen. Prostituierten werden die Kinder weggenommen, egal wie geordnet die Lebensverhältnisse der Mutter- sobald das Schreckensgespenst "Prostitution" auftaucht, hat sie keine Chance mehr sich zu wehren, denn in Schweden hat sich das Bild durchgesetzt das Prostituierte hilflose, geschädigte Opfer seien- die können doch sowieso nichts vernünftiges zu sagen haben.

Eines sollte klar gemacht werden: Den Befürwortern des Schwedischen Modells GEHT ES NICHT UM DIE RECHTE und das WOHLERGEHEN von Prostituierten. Denn das würde voraussetzen, dass man den Betroffenen tatsächlich zuhört, was ihre Bedürfnisse sind. Und zwar nicht nur vereinzelten Personen, welche die eigene Ideologie teilen, sondern alle Betroffenen. Sexarbeit hat so viele verschiedene Facetten- da kann man nicht zb. von Strassenprostituierten auf Callgirls und Dominas schliessen und umgekehrt.

Ein Berufswechsel- die einzige Option, welche das Schwedische Modell für Prostituierte bereithält- ist von vielen gar nicht gewünscht. Ausserdem registriert die Regierung Prostituierte, was einen Berufswechsel praktisch verunmöglichen kann. Repression hilft nicht, nur RECHTE! Gerade Prostitutionsgegner behaupten gerne fälschlicherweise, die Mehrzahl der Prostituierten seien Opfer. Auch wenn das tatsächlich stimmen würde, was aber aus meiner Erfahrung als Prostituierte und Erfahrungen von Kolleginnen absolut nicht zutrifft, so wäre dies umso mehr ein Grund um für Menschenrechte zu kämpfen! Und diese beinhalten in erster Linie Selbstbestimmung, Respekt vor der Autonomie von Menschen und so gute Rahmenbedingungen für ALLE wie möglich."

In der Sendung sprach sich noch eine Frau gegen Sexarbeit aus, deren Mann sie mit einer Prostituierten betrogen hatte:

"Da werden Familien zerstört, weil es so einfach ist in Deutschland, ins Bordell zu gehen."

Nein, Prostituierte schaffen ein Gleichgewicht in der Möglichkeit von Männern und Frauen, unverbindlichen Sex zu haben. Ich finde es keineswegs in Ordnung, wenn Ehemänner ihre Ehefrauen betrügen- weil es ein Vertrauensbruch ist. In vielen Fällen besteht aber nur die Alternative zwischen einem unglücklichen, sexlosen Eheleben mit Frustration, oder die Befriedigung mit Inkaufnahme eines Vertrauensbruch anderswo holen. Eine offene Beziehung, bei der in solchen Fällen beide auf ihre Kosten kommen können, ist für die meisten Paare keine Option. Für diese besteht nur die Wahl zwischen zwei Übeln, welche beide gleichermassen eine Ehe zerstören können.

10 Kommentare:

Wolfgang Russ hat gesagt…

Auch der Bordellbesitzer hat sich geoutet: Es geht ihm nicht um das Wohlbefinden und die Rechte der SexarbeiterInnen, es geht ihm einzig und allein um seinen Gewinn. Er ist natürlich voll in die Falle getappt als er auf die Frage, wie er es finden würde wenn seine Tochter als Prostituierte arbeiten wollte mit "mir würde es das Herz zerreiseen" antwortete.

Sina hat gesagt…

Ja, eine solche Doppelmoral ist genauso ekelhaft wie wenn Ideologen sich als Helfer aufspielen obwohl die Betroffenen ihnen am Allerwertesten vorbeigehen.:-(

Matthias hat gesagt…

Ich bin noch nicht ganz schlüssig, wie ich Herrn Rudloffs Aussage einordnen soll. Zumindest war sie mal ehrlich, auch wenn sie einem nicht gefällt.

Ich kannte den Mann vorher nicht, aber genauso wie oft der Vergleich gezogen wird, dass andere Arbeitsfelder doch auch ausbeuterisch sind, so kann man Herrn Rudloff zugestehen, ohne ihn jetzt wirklich in Schutz nehmen zu wollen, dass es ihm eben nur insofern um die Rechte von Sexarbeiterinnen geht, als dass er damit nun mal sein Geld verdienen möchte und glaubt, das die Legalisierung und graduelle Verbesserung der Lage der Sexarbeiterinnen ihm zu mehr Profit verhelfen kann.

Da ist er aber durchaus nicht anders als manch andere Industrielle, z.B. die, die inzwischen auf Umweltverträglichkeit setzen, weil es sich eben gut verkauft.

Ob er zwielichtige Praktiken anwendet, weiss ich nicht, bzw. es scheint bisher nicht nachgewiesen zu sein. Aufgrund der einzelnen Aussage seine Tochter betreffend, würde ich ihn aber nicht gleich auf eine Stufe herabsetzen mit der "Rettungsindustrie".

Sina hat gesagt…

Stimmt, in anderen Branchen können Unternehmer genauso gewissenlos auf den reinen Profit aus sein, siehe Benetton und Nike. Das macht es aber auch nicht besser. Und da Prostitution einen so sensiblen Bereich wie die Sexualität betrifft, finde ich hier einen verantwortungsvollen Umgang umso wichtiger.

Ich vermute wegen der Aussage über die Tochter, dass es in seinem Betrieb nicht gerade fair läuft.
Klar kann es auch sein dass er einfach der gängigen Doppelmoral folgt.

Christian hat gesagt…

Hallo Sina,

Ich erlaube mir mal noch mal einen Hinweis auf eine Diskussion zur Prostitution, weil ich schon in der letzten deine Beiträge sehr interessant fand, diesmal bei mir im Blog:
http://allesevolution.wordpress.com/2012/03/22/prostitution-zwangsprostitution-und-zuhalterei/

Würde mich über Kommentare freuen!

Peter hat gesagt…

Hallo Sina

Eines sollte klar gemacht werden: Den Befürwortern des Schwedischen Modells GEHT ES NICHT UM DIE RECHTE und das WOHLERGEHEN von Prostituierten.

Ich war immer der Meinung, dass es den Befürwortern darum ging, die männliche Sexualität zu dämonisieren und sich ihr Gesetzesentwurf vor allem gegen die Freier richten sollte.

Mich würde interessieren, was Du denkst: Was sind die wahren Motive der Befürworter des schwedischen Modells?

Sina hat gesagt…

Würde sagen es gibt eine ganze Reihe von Motiven. Konservative sind auf diesen Zug aufgehüpft um unter dem Deckmantel des Feminismus Frauen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht abzusprechen- Frauen werden behandelt als seien sie urteilsunfähig oder Kinder, unfähig selbst zu entscheiden was sie mit ihrem Körper machen wollen, weshalb sie "beschützt" werden müssen.

Radikale Feministinnen finden, dass es Gewalt gegen Frauen sei. Sie verfolgen oft die Kantische Denkweise, dass rein sexuelles Begehren einer Person die ultimative Erniedrigung ist, weil es die Person als "Mittel zur eigenen Befriedigung und nicht als Zweck an sich" sieht. Hier mehr dazu:
http://www.philosophynow.org/issues/21/The_discarded_Lemon_Kant_prostitution_and_respect_for_persons

- hier kommt die von dir genannte Dämonisierung der Männlichen Sexualität hinein.

Die grosse Anzahl der Männer die Prostitutionskunden sind, sprechen sich deshalb für das Verbot aus, um nicht verdächtigt zu werden.

Daneben gibt es Frauen, die sich nie und nimmer vorstellen können das zu tun, und es deshalb anderen Frauen absprechen wollen. Und solche, die ihre Sicherheit erhöhen wollen, indem das Fremdgehen für den Partner schwieriger wird.

Es gibt sicher auch eine oder andere naive Person welche glaubt, mit der Freierbestrafung tatsächlich Zwangsprostituierten zu helfen. Nur informieren sie sich nicht richtig, was das Gesetz sonst noch so mit sich bringt, und glauben Propagandazahlen wie "95% aller Prostituierten tun es unter Zwang".

Peter hat gesagt…

Die grosse Anzahl der Männer die Prostitutionskunden sind, sprechen sich deshalb für das Verbot aus, um nicht verdächtigt zu werden.

Das ist ja eine interessante Feststellung!
Danke übrigens für die Antworten auf meine Frage. Deine Erklärung scheint mir plausibel, insbesondere der "Schulterschluss" von Konservativen mit den politisch eher links stehenden Kräften.

Sina hat gesagt…

@Peter: Bei den Männern, die sich gegen Prostitution aussprechen aber doch die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, gibt es glaube ich noch einen anderen Beweggrund den ich vergessen habe zu erwähnen: Es macht sie an, etwas verbotenes zu tun. Umso kriminalisierter Sexarbeit ist, umso "schmutziger" wird es und umso eher können sie die Befriedigung erlangen einen Tabubruch zu begehen.

Anonym hat gesagt…

Mich als Mann, der Sex anbietet (für Männer und Frauen) würde mal interessieren, ob die Lage in Schweden so ist das sich auch Frauen als Freierinnen oder Männer als Freier von männlichen Callboys strafbar macht?

LG Basti