Sonntag, 20. September 2009

Werbung...


Im neuen Orsay- Katalog:

"Willkommen auf der Venus, auf dem Planeten der Frau! Hier regieren weder Daten noch Fakten, sondern Stil, Fantasie und Intuition. Dafür brauchen wir weder Ticket noch Ausweis, sondern unser natürliches Selbstbewusstsein und einen Koffer voll Ideen: Diesen Herbst/Winter mögen wir es ganz lässig à la Bohemian Charme, denn dieses Thema steht aktuell hoch im Kurs der modischen Umlaufbahn. Erforschen wir also die Venus, unseren Orsay- Planeten. Modische Highlights erwarten uns und lassen uns einfach göttlich weiblich aussehen. THANK GOD I'M A WOMAN!"

Ja, Gott sei dank, dass ich mich als Frau nicht mit so lästigen Sachen wie Fakten auseinandersetzen muss, sondern einfach das tun kann was mir von Natur aus liegt: Shoppen und meine phantastische weibliche Kreativität mit der Kleiderwahl ausleben. Während mir von der Werbung ständig vorgezeigt wird, worin meine Kernkompetenzen liegen.

Sonntag, 6. September 2009

Die Agentur

Nachdem ich mit der Escort-Agentur Kontakt aufgenommen hatte, zeigte diese ebenfalls ein Interesse an einer Zusammenarbeit. Schliesslich vereinbarte ich telefonisch mit der Agenturleiterin ein Treffen.
Ich war ziemlich nervös, wie bei einem „normalen“ Vorstellungsgespräch. Zuerst fand ich ihr Büro nicht, schon mal ein Fettnäpfchen.. als ich dann endlich eintraf und die etwas merkwürdig aussehende Frau begrüsste, dachte ich schon „omg, worauf habe ich mich hier nur eingelassen?“ Sie stellte sich jedoch als freundlich, keineswegs seltsam heraus, und beantwortete mir gerne all meine Fragen (welche trotz vorheriger Recherche nicht wenige waren). Im Laufe des Gesprächs fragte sie mich noch, ob mir denn klar sei, dass es bei diesem Job auch um Sex gehe, und ob ich mich dabei wohl fühlen würde- von „in die Prostitution hinein tricksen“ konnte hier sicher nicht die Rede sein.
Als alles geklärt war gab sie mir einen Vertrag, den ich mir in Ruhe ansehen sollte. Ich bat eine rechtskundige Freundin ihn zu überprüfen, sie meinte er sei einwandfrei. Mit der Agenturleiterin wurde ein zweites Treffen vereinbart, wo ich den Vertrag unterschrieb und eine Kopie dessen erhielt. Ausserdem wurden Fotos für mein Profil gemacht, welche doch ganz gelungen waren.
Innerhalb von einer Woche war mein Profil auf der Homepage aufgeschaltet und ich erhielt die ersten Buchungsanfragen von Kunden. Es gibt keinen Zwang, Kunden anzunehmen, auch die Zeiteinteilung ist völlig frei. Wenn ich einen sehr unsympathisch finden würde, kann ich ihn jederzeit unter Rückerstattung des bereits bezahlten ablehnen. Dies gilt jedoch auch umgekehrt. Wenn ich einem Kunden beim Treffen gar nicht gefallen würde, kann er mir immer noch meine Reisespesen ersetzen, muss jedoch keine weitere Leistung annehmen/bezahlen. Bisher ist jedoch keines von beidem vorgekommen.

Wenn ich völlig selbständig arbeiten würde könnte ich vermutlich mehr verdienen, aber mit einer Agentur zu arbeiten hat viele Vorteile. Man muss sich nicht um das Anwerben der Kunden kümmern, was viel Zeit und auch Geld für Annoncen kosten würde. Auch bleiben einem die abklärenden/aussortierenden Telefongespräche mit Kunden erspart, was gar nicht mein Ding ist. Ein weiterer Punkt ist die Sicherheit. Bei einer Agentur sind mehrere Leute involviert welche wissen, wo und mit wem man ist- und der Kunde weiss dies auch. Das schreckt potenziell unerwünschte Kunden ab.
Im Hinterkopf bin ich trotzdem am planen, meine eigene Website einzurichten, doch das verlangt eine recht grosse Investition- professionelle Fotos, perfektes Webdesign und Text, Businessplan, eigene Filterungsmethoden für Kunden, Überwindung meiner „Telefonierphobie“... alles mit seiner Zeit.

Dienstag, 1. September 2009

Annabelle

Die neue Ausgabe des Frauenmagazins warb mit einem „Rotlicht-Report“. Der Artikel entsprach ziemlich dem, was ich erwartet hatte- halbwegs seriös, ein Schwerpunkt auf schockierenden Zitaten. Nicht wirklich neue Informationen, aber wenigstens recherchiert und ein einigermassen realistischer Blick auf die Strassenprostitution- weder übertrieben negativ noch beschönigend. Nicht, dass ich viel davon aus erster Hand wüsste, aber ich gebe mir Mühe ein möglichst Umfassendes Bild davon zu haben. Schliesslich haben wir heutzutage Zugang zu einer Vielzahl von Informationsquellen, auch neben dem Mainstream, welche eine Vielzahl von Erfahrungen und Standpunkten bereithalten.

Was jedoch sehr bitter aufstösst, sind die Aussagen der Chefredaktorin im Editorial.

„…fassungslos über diese beiden Existenzen, die davon leben, ihren Körper zu verkaufen, und dabei ihre Seele verloren haben. Nie, nie, nie wird für mein Empfinden Prostitution ein Job sein wie andere auch.“

Solche Aussagen über Mitmenschen zu machen- nicht weil diese Mörder und Sadisten wären, sondern Sex für Geld anbieten... Ich bin fassungslos.

Nachtrag vom 11.September: Ich schrieb der Redaktorin eine E-mail, in der ich sie fragte woher sie das Recht nehme, solche grausamen und erniedrigenden Sachen zu sagen. Sie begründete dies damit, dass das Editorial die Kriterien der Ehrlichkeit und der Persönlichkeit erfüllen müssten, und deshalb könne das Editorial nicht immer politisch korrekt sein. Sie könne Prostitution einfach nicht verstehen.
Politische Korrektheit?? Man stelle sich vor sie hätte Schwarze als "hirnlose Affen" oder Homosexuelle als "widernatürliche Freaks" bezeichnet. So etwas wäre NIEMALS publiziert worden, und zwar zurecht. Aber Prostituierte als seelenlose Existenzen zu bezeichnen? Kein Problem...
Man braucht nicht etwas zu verstehen um ein Mindestmass von Respekt und Rücksicht an den Tag zu legen.